Review

Dax Pierson

Nerve Bumps (A Queer Divine Disappointment)

Dark Entries • 2021

Electro in 7/8-Stolperschritten. Synthesizer aus bester John Carpenter Horrorromantik. Eine Lawine an Melodien, ins Noise neigende Soundscape, Glitch-Minen und Percussion-Stakkatos. Zwischendurch bester Braindance mit sexy Acidline-Vorhofflimmern. Dax Pierson liefert eine elektronische Reise wie ein Manga in Zeitraffer. Alles passiert auf einmal. Raum und Zeit werden zu kleinen Origamis gefaltet. Die Ideendichte rückt in Richtung Implosion. Dass der Produzent aus Oakland in Kalifornien das alles mühelos zusammenhält und stringent miteinander verbindet, dürfte vor allem daran liegen, dass er als Mitbegründer, Rhythmus- und Melodieherz der alternativen Hip-Hop-Kombos Subtle und 13 & God eigentlich nie etwas anderes gemacht hat. Dax Pierson kommt erst mit dem letzten Stück dieser Achterbahnfahrt auf Blitzeis zur Ruhe, in dem uns völlig außer Atem in ein Zeitloch fallen lässt. Für die sieben Stücke davor gilt der Ausspruch der Choreografin Martha Graham, der auch Dax Piersons Mantra auf dieser wahnsinnigen, wunderschönen, head-fucking Reise war: »No artist is pleased… There is only a queer divine dissatisfaction, a blessed unrest that keeps us marching and makes us more alive than the others.«