Reymour ist eine Kombo aus der Schweiz, die sich bislang zwei Minialben ans Revers heften kann. Eines auf Kassette, eines im 12-Inch-Format. Eines erschien 2018, eines 2020. Ein moderates Tempo, das Luc Bersier, zuständig für Beats und Melodien, und Lou Savary, die sich hauptsächlich auf den Gesang konzentriert, da vorlegen. »Leviosa«, das auf dem Amsterdamer Label Knekelhuis veröffentlicht wurde, markiert das erste vollwertige Album des Duos. Auf zügigen 34 Minuten breiten sie darauf ihren Entwurf von Synth-Pop aus, der einerseits perfekt zum Label passt, andererseits insbesondere aufgrund der Vocals autonom klingt. Lou Savary, deren Stimme immer wieder mit einigem Hall versehen ins Melancholische driftet, singspricht auf Französisch. Nicht nur das verleiht Reymours Musik Chanson-Charakter. Zwar sind die Songs größtenteils synthetisch – organisch muten nur Bass- und vereinzeltes Gitarrenspiel an – erzeugt, haben aber keineswegs eine artifizielle Beschaffenheit. Bersier hat ein Faible fürs Imperfekte und gibt diesem mit Lust nach. »Dans l’Oregon« mit Freund und Teilzeit-Kollaborateur Low Bat, der zweimal den männlichen Gegenpart zu Savary mimt, leiert beispielsweise merklich schief vor sich hin, wirkt aber in seiner Gänze erstaunlich stimmig. Das heißt aber nicht, dass es keinen Platz für konventionellen Pop gibt: »Boris&Marcel« etwa vermengt Vondelpark-Breakdowns mit relativ gewöhnlichen Akkordfolgen. Textlich bewegt sich Leviosa vereinfacht gesagt zwischen Optimismus und Pessimismus, versprüht aber in jedem Moment eine kontemporäre Schwermut, die sich an alten Chanson-Vorbildern orientiert, mit instrumentellen Nummern im Walzer-Kostüm wie »Valse pour un Con« aber für genug Abwechslung sorgt, um ein rundes Debüt abzugeben.
Leviosa