Der Kölner, der kurz nachdem er sich seines Namens (Marvin Horsch) und seiner ersten Karriere als House-Produzent entledigt hat, anfing in Jazz-Gefilden zu fischen, macht für das Köln-Berliner Label Jakarta einen Riesenhüpfer. Sicher kann man Traditionslinien ausmachen, die von seinem ersten Werk unter dem Alias Gianni Brezzo mit dem Namen ›tak 2€‹ hierher führen – unter Umständen nimmt man dafür aber so manche Kurve. Auf dem Debüt zeigte er, dass es möglich ist Jazz zu machen und trotzdem cool zu sein. Gerade rechtzeitig zum Revival, das damals begann und eindeutig bis heute seine Spuren hinterlässt. Doch Gianni Brezzo war da seiner Zeit voraus: Von London und Chicago sprachen damals nur die eingeweihten Geister. Seinem Gespür für seltsame Business-Moves folgend, verwarf er dann den Jazz nochmal, produzierte für seinen Studionachbarn Keshavara paar Stücke auf dessen Debüt, sendete ein Album in die Welt, tat sich mit dem Osnabrücker Cass. zusammen. Das ambientere Werk machte sich ganz gut auf Growing Bin verwirrte aber auch jene, die Brezzo verstanden meinten. Jetzt macht das alles aber endlich Sinn: Gianni Brezzo ist ein frei beschreibbares Pseudonym eines genialen Künstlers, der behände zwischen Genres hüpfen kann und wo die Liebe zur Musik eben groß geschrieben wird. Auf den sieben, teilweise von Beatscene-Sound, dann wiederum von einem souligen Chill’n’B getragenen Tracks, widmet er sich großen Gesten. In gerade Mal 23 Minuten erzählt er dafür von der Zerstörung Beiruts, der Soundwelt eines Romares genauso wie eines Quincy Jones‘ – alles so locker cool zusammengeschraubt wie es sonst Leute in Los Angeles machen.
The Awakening