Review

Miša Blam

Miša Blam I Oni Koji Vole Funky

Discom • 2021

Nach mehr als zwei Jahren endlich mal neuer Stoff von einem der besten Labels Serbiens: Discom“:about:blank. Der Selbstauftrag des Labels lautet »unbekanntere Musik aus dem ehemaligen Jugoslawien« auf die Plattenteller zu bringen. Nach den „essentiellen Platten von Max Vincent und den Compilations »Yugoslavian Space Program« und »Du Du Archive 1984-1989« heißt es auch hier: mission accomplished! Zwischen Ljubljana und Belgrad ist nunmal ganz schön viel gute Musik entstanden ist, die sich ob ihrer unabhängigen Stellung sowohl im »Westen« als auch im »Osten« bedienen konnte. Diese Hybridität gibt abermals den Ton an. [Miša Blam](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6706/misa-blam,) 1947 in Belgrad geboren, 2014 dort gestorben, war ein versessener Musikliebhaber, der nicht nur klassisch ausgebildet wurde – und auch bei Karajan im Orchester spielte – sondern auch Jazzer, Konzertveranstalter und Musiktheoretiker war. Das klingt jetzt schnell nach verkopfter Musik, doch weit gefehlt. Schon der Opener »Dobro Jutro« zockt federleicht wie italienischer Funk mit seinen Key-Sounds. Dazu grollt, brubbelt, schrabbelt und klopft es aus und auf verschiedenen Percussion-Instrumenten und nie kommt es auf den knapp vier Minuten auch nur kurz zur Ruhe. Selbst während des lockeren Klaviersolos, das sich im Jazz-Gewand unproblematisch einfügt ins Gesamtwerk. ›Good Night‹ hat derweil etwas von einem längst vergessenen Curtis Mayfield-Break – auf drei Liter Schwarztee. Highlight sind dennoch die acht Minuten von »Gorila«. Eigentlich nur eine Aneinaderreihung von fünf Soli (Saxofon, Gitarre, Electric Piano, Bass und ARP Odyssey) gleicht der Track einer viel zu kurzen Reise durch die Geschichte des Funks.