Perfektionismus wird gelegentlich ja als eine Art Krankheit betrachtet. Leute, die von Dingen nicht lassen können, sie wieder und wieder danach abklopfen, was noch unberücksichtigt geblieben, was noch zu verbessern ist. Bei dem walisischen Produzenten Lewis Roberts alias Koreless möchte man gern glauben, dass er ein Perfektionist ist. Von 15 Stunden Arbeit täglich im Studio ist die Rede, zehn Jahre brauchte es, bis sein Debütalbum fertig wurde. Wobei er die Zeit nicht ausschließlich auf eigene Musik verwendet hat. Seit seiner Debüt-EP »4D« von 2011, auf der er noch einigermaßen als Dubstep erkennbare Nummern lieferte, ist er gefragter Produzent und Remixer, zu seinen Kunden gehören FKA Twigs und Caribou. Die Neigung zur Arbeit mit zerschnipselten und stark bearbeiteten Stimmensamples, die schon zu Beginn bei Koreless vorhanden war, hat er auf »Agor« weiter verfeinert. Musiker mit Vorliebe für hyperartifizielle Klängen gibt es derzeit ja einige, Oneohtrix Point Never könnte einem beim Hören in den Sinn kommen. Lewis geht zwar in seiner Künstlichkeit ähnlich rabiat vor, wirkt andererseits weniger stark konzeptuell. Seine Musik hat immer eine, wenn auch ihrerseits verfremdete, emotionale Ebene, der Ausdruck wird durch das strenge Sezieren und die Plug-ins einfach mit modifiziert. Das mag polarisieren, Kritiker könnten forcierte Verschrobenheit wittern, doch ist darüber das Eigene in Koreless’ Ansatz nicht zu leugnen. Und der wirkt. Keine weiche Umarmung, aber Berührung und Berührtwerden sind allemal möglich.
Agor