Review

soFa, Houschyar & Okay Temiz

Şelale

Second Circle • 2021

Die Geschichte von »Şelale« ist so alt wie die moderne Band-based-Music selbst: Treffen sich drei Typen und mucken gemeinsam herum. Der eine: Ein ost-belgischer Plattenwizard, der nach Jahren des Kuratierens immer häufiger die Schaltknüppel selbst in die Hand nimmt und sich soFa nennt. Der zweite: Ein Dresdner auf Abwegen, den es nach Istanbul verschlagen hat für ein Stipendium und seitdem (frei gewählt) da festsitzt – das ist Marius [Houschyar](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6294/houschyar.) Und der dritte hat einfach mal mit Don Cherry und etwa jeder Größe des Jazz-Business gechillt. Okay Temiz ist eine Percussion-Legende und wohnt wohl unweit von Houschyar entfernt. Was als Duo anfing und ein lockerer Jam in einer Zeit begann als man noch zu zweit in Appartments abhing (2018), wurde durch die meisterliche Hand des türkischen Freunds zu einem outer-world-Spektakel hochgetrommelt. Weltraum-Fuhrpark-Synthie-Läufe treffen auf Vorderasien-Vibes, Wave und andere Off-Beat-Mucken auf Digger-Ideen. Während nun Houschyars LP »Temmuz versuchte die Gefühle der Stadt am Bosporus aufzusaugen und mit der ein oder anderen »orientalisierten« Line spielte, erschafft das Trio gleich einen eigenen Ort. Nur noch sporadisch werden Anleihen aus dem Anatol-Rock offenkundig, einen Großteil der Zeit verbringt man auf einem internationalisierten Tanzfestival – in den kurzen Stunden zwischen Dämmerung und jungem Morgen.