Li Yilei ist in erster Linie Konzeptkünstler:in und Musik beziehungsweise Sound deshalb meist nur ein Aspekt von Lis Arbeit, die sich auch auf Performances und Multimedia-Installationen erstreckt. Das heißt auch, dass sich bisherige Veröffentlichungen vor allem über ihren Kontext und mit dem Kopf erschließen lassen. Anders »之/OF«, dessen Ausgangssituation eine eher emotionale war und aus dem sich erst langsam ein Konzept herauskristallisierte, als die Musik bereits in Arbeit war: Zu Beginn der Pandemie packte Li die Sachen, um zur Familie in China zurückzukehren und begann während eines Quarantäneaufenthalts in einem Hotel an bereits bestehenden Aufnahmen zu arbeiten. Analogsynthesizer, Field Recordings, Stimmaufnahmen sowie Instrumente wie die Griffbrettzither Guqin fanden zu zwölf Klangvignetten unter dem Eindruck der Isolation und des Stillstands zu Vignetten zusammen, die mehr als zuvor in Lis Werk eine sehr persönliche Note in sich tragen. Selbst zappelnde, von Vogelgesang begleitete Rhythmen wie auf »WEI / 未« sind ambivalent, einerseits fast fröhlich und doch zutiefst klaustrophobisch. Es sind verdichtete, dynamische Klanggebilde, die anders als die Langkompositionen Lis die Zeit kondensieren, anstatt sie in die Länge zu ziehen. Der Effekt dieser Vorgehensweise ist umso eindringlicher, unmittelbarer und jedoch ebenso ephemerer als alle bisherigen Veröffentlichungen Lis. Der Titel »之/OF« schließlich drücke die Beziehung zwischen einem Einzelteil und dem Ganzen, zu dem es gehört, aus. Das beschreibt einerseits die frühe Pandemieerfahrung, aber auch das Album als solches, dessen einzelnen Stücke Querverbindungen eingehen und im Gesamten eher eine Stimmungslage denn ein Konzept zum Ausdruck bringen.
Z / Of