Die Welt meinte es nicht gut mit Daniel Saxon Judd. Oder zumindest die britische Tageszeitung Guardian. Dort schrieb ein Musikkritiker über den Sound von [Sorcerer](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6774/sorcerer,) dass Judds Unfähigkeit, eine brillante Idee umzusetzen, Hörer in den frustrierten Wahnsinn treibt. Das ist jetzt mehr als zehn Jahre her. Und hier kommt wieder die Welt ins Spiel: Seitdem blieb Judd größere Bekanntheit verwehrt. Selbst für den allumfassenden Sound, den er macht. Dabei stimmte der Vorwurf damals wie heute nicht. Auf seinem neuen Album »Kids World« versammeln sich acht instrumentale Tracks zwischen Surf, Funk, Kraut Rock, Pop und Disco. Alles entspannt und zurückgelehnt. Mal mit Gitarre wie in »Spray Paint«, mal mit aufdringlicheren Synthesizern wie in »Disco Drums«. Was »Kids World« zu einer ungewöhnlichen, gar außergewöhnlichen Platte macht: Judd lässt wirklich jeden Einfluss zu. Rave und Reggae finden sich in verschiedenen Tracks als Taktgeber. »Crunchy« verarbeitet House und Dub zu einem eindringlichen Groove. Alles stets ätherisch umgesetzt und deswegen beim ersten Hören manchmal nicht greifbar. Aber der US-Amerikaner aus dem kalifornischen El Cerrito hat auf diesem Album nicht eine brillante Idee umgesetzt, sondern gleich acht Stück. »Kids World« ist eine vor sich hinträumende Platte voller Inspiration. Jener Sound, der zu jedem Sonnenuntergang im Sommer laufen sollte. Alle Beats, alle Gitarrenanschläge funkeln und glitzern. Judd ist ein Künstler, der einfach tut, wozu er Lust hat. Weswegen sich »Kids World« wie der Ozean anhört. Frei und endlos weit. Daniel Saxon Judd meint es eben gut mit der Welt.
Kids World