Al Green und Talking Heads forderten einst: »Take Me To The River«; The Clash besangen die Stadt »Down by the River«. Der Fluß, der bietet sich halt an um musikalisch verewigt zu werden; bei den Seen ist es schon schwieriger. Meist bewegt sich wenig und auch die Ufer zeichnen sich durch Stillstand aus – wenn es nicht gerade ein Haus am See ist. Das brasilianische Duo Xique-Xique macht auf ihrem Debüt-LP aus der Not eine Tugend und ringen dem titelgebenden »Lagoa« alle möglichen Facetten ab. Natürlich ist das vorherrschende Paradigma jenes der fluiden Verschränkung der Klänge der Natur und der elektronischen Tanzmusik. So treffen Field-Recordings von Wind, Tieren und sich schüttelnder Flora auf treibende Beats und dreamy Ostinatos. Es klingelt und bimmelt recht viel; die Glöckchen, die man Bibiana Graeff und Xavier Dunwich mittlerweile als Signature-Sounds auslegt, dürfen auch hier erklingen. Percussion-heavy und immer wieder mit der Folklore flirtend: Xique-Xique schließen ganz klar an die anhaltende Hausse um südamerikanisch-angehauchte Elektro-Sounds an. Mit jeder Nummer taucht man tiefer ein in eine idealisierte (Klang-)Landschaft aus Urwald und Froschgequake, Fischrülpsern und Luftfeuchtigkeit jenseits der 90%. Den Titeltrack kann man wie ein Rezept für die insgesamt zehn Stücke lesen und hören: Im hippen Spektrum zwischen 105 und 115 BPM, immer mit durchgetretenem Gaspedal und angezogener Handbremse, in der Nacht versinken.
Na Lagoa