Review Jazz

BADBADNOTGOOD

Talk Memory

XL Recordings • 2021

»Gut Ding will Weile haben«, dachten sich die kanadischen Jazzer von BadBadNotGood wohl und brauchten für ihr fünftes Album, dem Debüt auf XL Recordings stolze fünf Jahre. Anstatt weiter an der Fusion von Hip-Hop und Jazz zu werkeln, besannen sich Alexander Sowinski (Drums), Chester Hansen (Bass) und Leland Whitty (Gitarre und Holzbläser) auf ihre instrumentellen Anfänge und verzichten auf »Talk Memory« komplett auf Gast-Vokalisten. Statt Ghostface Killah oder Samuel T. Herring mischten diesmal die brasilianische Produzenten-Ikone Arthur Verocai Laraaji Terrace Martin, Brandee Younger und Karriem Riggins im Studio mit. Auf den neun Tracks gelingt BadBadNotGood mit dieser Unterstützung ein wilder Ritt durch ziemlich alle Spielarten des Jazz. Das kann sich mal, wie in der neun-minütigen Monster-Single »Signal From The Noise«, mit verzerrten Gitarrenriffs in Richtung Prog-Rock ausformen oder wie in »Love Proceeding« mit süßen Streicher-Arrangements ins Soundtrack-hafte ausschlagen. Stets steigern sich die Stücke, ausgehend vom Grundmotiv, organisch und spontan hin zum intensiven Freak-Out samt Drum-Soli und ausgedehnten Saxophon-Kaskaden. Wie derzeit so viele artverwandte Künstler versuchen BadBadNotGood mit »Talk Memory«, den Jazz wieder cool zu machen – und dass sich auch in ihrer Szene noch recht wenige Frauen ganz nach oben gespielt haben, kann man den drei Jungs nicht wirklich zum Vorwurf machen.