Nachdem sich 2019 schon J-Zbel auf Brothers From Different Mothers mit einer irre gut produzierten Sample-Orgie und Rundreise durch die Geschichte elektronischer Musik als nächstes großes, für die größten Clubs aber leider zu abseitiges Ding etablierten, holen The Pilotwings auf demselben Label ebenfalls zum Husarenstreich auf der Ulk-Skala aus. Dabei zäumen die Franzosen den Wolpertinger allerdings von der anderen Seite auf; Techno, Gabber und Hardstyle bleiben in der Mottenkiste, House, Rap, E-Gitarren, Cosmic und aberwitzige Samples – das ist neben der ultrafeinen Produktion die Gemeinsamkeit zu J-Zbel – sind die Werkzeuge, mit denen The Pilotwings im Gehörgang stecken bleiben. Bei allem Irrsinn, etwa einem Kuckucks-Sample, das die debil grinsenden Woodys in Erinnerung ruft, frankophonen Wortspielen – »Ça Sulfite !!« – und dem amateurpastoralen Cover-Design, das das weichgezeichnete Trio im Sektierer-Modus präsentiert, darf eines nicht unter den Tisch fallen: Musikalisch tut sich hier einiges. »Mazirat sous pschit«, »Poule-les-echarmeaux« oder »Viens jouer« sind bei allen quertreibenden Zwischentönen beispielsweise ungemein erhabene Tracks im Stile etwa eines Jan Schulte, die so knapp an der tatsächlichen Erlösung vorbeischrammen, dass das Licht am Ende des Tunnels schon sichtbar wird. Und wenn das nicht klappt, hilft im Zweifel noch immer die Acid-Bombe, wie das selbstreferenzielle und etwas anstrengende Skit »Kudufion« nahelegt.
Les Charismatiques