Review

Fat Freddy’s Drop

Wairunga

The Drop • 2021

Dem neuseeländischen Septett eilt schon lange der Ruf voraus, einer der legendärsten Live-Acts zu sein. Doch wie kann man in Pandemie-Zeiten als Band diese Stärke des Konzert-Settings auch ohne Zuschauer ausspielen? Klar, indem man ein Live-Album einspielt. Nachdem im letzten Jahr mit »Lock-In« bereits ein solches im Michael Fowler Centre ihrer Heimatstadt Wellington aufgenommen wurde, konzipierten Fat Freddy’s Drop »Wairunga« als Open-Air-Konzert und bauten ihr Equipment tief im Ngāti Kahungunu Country auf einem wenig bespielten Tennisplatz umgeben von grünem Urwald auf. Neben den beiden Klassikern »Bones« und »Wairunga Blues« finden sich gleich fünf neue Songs, die teilweise in elf-minütige Jam Sessions ausarten. Die muntere Durchmischung verschiedener Genres wird dabei einmal mehr stilsicher und organisch vorangetrieben: Kosmischer Soul trifft auf Afrobeat-Einflüsse oder beinahe Club-taugliche Beats, auf psychedelischen Blues folgen funky Basslines mit cineastischen Bläserlinien und mit »Bush Telegraph« ist auch ein makelloser Roots-Reggae-Song mit MC Slave am Mikro an Bord. In den späteren Stücken wird die Band immer experimenteller, das Wetter aber auch immer ungemütlicher. Und so hört man auf den Aufnahmen (und kann es im dazugehörigen Konzert-Film auch sehen) statt Publikumsapplaus, wie durch aufziehenden Wind und kurze Regenschauer die Elemente unter freiem Himmel doch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Gesamtergebnis haben. Trotz widriger Witterung und dicken Atemwolken vor den Gesichtern halten Fat Freddy’s Drop ihre spezielle Dschungel-Energie aber bis zum letzten Ton souverän aufrecht.