Review Jazz

Otis Sandsjö & Niklas Wandt

Compagni Di Merende

Kryptox • 2022

Holt Otis Sandsjö Luft, raubt er seiner Umgebung den Atem. Allein sein linker Lungenflügel fasst mehr Puste als jede Coronastation. Der Saxophonist aus Schweden schnauft zirkulär, kann also blasen, bis aus der Tröte Töne trällern, die mehr an einen Schlachthof erinnern als an ein Schnupfenparadies. [Niklas Wandt](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5855/niklas-wandt,) der sich gleich zum 43 Sekunden langen Eröffnungsstück auf Betriebstemperatur klöppelt, gibt den Tratschkumpanen am Schlagzeug. Und der Eingangsimpuls sitzt. Man sitzt kerzengerade in der Badewanne und wünscht sich eine zweite Badebombe. Die zwei spielen auf ihrer Platte für das Berliner Label Kryptox ohne doppelten Bodenbelag. Improvisation ist das Zauberwort, bei dem sich 20-jährige Jazzstudis anerkennend zunicken. otis Sandsjö stopft seine Lunge dabei wie Stetson ins Tenorsaxophon. Niklas Wandt faxt sein Feedback im Schepper-Modus back to the Absender. Dass sich die sechs Stücke – das Zerebralmassaker zu Beginn ausgenommen – etwas im eigenen Spiel verhaspeln, ist gar nicht so schlimm. Wer sich »Compagni di Merende« reinprügelt, greift sich schließlich auch bei Caspar Brötzmann in die Hose, um drei ausgedehnte Partien Taschenbillard zu spielen.