Im Zuge der Aqualung Series veröffentlicht Clone Plattenladen und Label in Institutionsunion aus Rotterdam, Platten von Drexciya und diversen weiteren Projekten des 2002 verstorbenen James Stinson und von Gerald Donald neu. Japanese Telecom, ein Pseudonym Donalds, bleibt in seiner Bekanntheit wohl hinter Dopplereffekt oder Arpanet zurück, gelungenen Electro, unverkennbar aus drexciyanischer Feder, bietet es dennoch an. »Virtual Geisha« erschien ursprünglich 2001 auf DJ Hells International Deejay Gigolo Records und klingt 21 Jahre später noch frisch genug, um mit Zeitgeistigem mitzuhalten. Die ersten drei Tracks reißen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten mit, ihnen wohnt der vielzitierte Maschinenfunk inne. »Enter Mrs. Suzuki« hingegen markiert ein Zwischenspiel, das nach Modemtönen und den alten 2D-Teilen der Metroid-Serie klingt – irgendwie altbacken, aber doch unheilvoll und charmant zugleich. Als Kernstück des Albums reiht sich danach das fantastische „Virtual Origami” ein, das die Grenze zwischen Electro und House in ähnlicher Weise verschwimmen lässt, wie es etwa Drexciyas wohl bekanntester Track »Andreaen Sand Dunes« in Perfektion exerzierte. »Virtual Geisha (She Interacts)« alterniert beatlose Phasen mit maschinellem, trottendem Drumming, um sich dann mit erhabenen Kraftwerk-Synths zum vielleicht schönsten Track des Albums aufzuschwingen. Mit der Emotionalität, die Stinson in Lifestyles of the Laptop Café auffuhr, arbeitet Japanese Telecom nicht. »Virtual Geisha« tönt artifizieller, kälter und wahrt so auf erhabene Weise Distanz.
Virtual Geisha