Das erste Soloalbum von Peter Christopherson nach dem Tod seines Coil-Mitstreiters und Partners John Balance steht an der Schwelle in mehrfachem Sinn. Zum einen erschien es 2007, drei Jahre nach Balances tödlichem Unfall, und drei Jahre, bevor Christopherson selbst in seinem neuen Zuhause in Bangkok im Schlaf starb. The Threshold HouseBoys Choir war ein reines Computerprojekt, ohne die Synthesizer, die Coil benutzten. Zum Album »Form Grows Rampant« gehörte ursprünglich eine DVD mit Aufnahmen eines thailändischen Rituals, bei dem junge Männer mit monströsen spitzen Metallstäben gepierct werden. Davon legt jetzt lediglich das Cover dieses Vinyl-Reissues Zeugnis ab, was womöglich ganz gut ist. Auch musikalisch stehen The Threshold HouseBoys Choir zwischen den offeneren Ansätzen Coils in ihren späten Jahren und dem Computergesangsmanipulationsprojekt Soisong, das Christopherson ab 2008 mit Ivan Pavlov alias CoH betrieb. Verfremdete Stimmen sind ein konstantes Element dieses »Chors«, dazu repetitive Loops mit asiatischen Anklängen. Als Coil-Blaupause bietet sich am ehesten das Stück »Another Brown World« an, wobei Christopherson sich solo vielleicht ein bisschen zu sehr auf die Atmosphäre seiner zwischen sieben und 15 Minuten langen Exerzitien verlässt. Und die Klänge sind vom heutigen Standpunkt in ihrer digitalen Artifizialität zwar durchaus zeitgemäß, klingen aber für das, was die Musik so transformativ mit einem anstellen soll, etwas zu flach. So die Posaune im ersten Stück, die im letzten Drittel eine Synthesizerfigur verdoppelt. Statt majestätisch wirkt das eher banal. Das als vorsichtige Warnung an alle, die ein »weiteres« Coil-Album erwarten.
Coil
The Snow EP
Transmigration