Ungewöhnliche Paarungen ergeben mitunter sehr willkommene Überraschungen. Das Duo Wilma Vritra, bestehend aus dem Londoner Produzenten Will Archer und dem Rapper Pyramid Vritra, wohnhaft in Los Angeles, traf sich im Internet, um gemeinsam Musik zu machen. Vor drei Jahren resultierte das in »Burd«, einem der übersehenen Hip-Hop-Alben von 2019. Jetzt haben sie für »Grotto« nicht allein ihre transkontinentale Zusammenarbeit fortgesetzt, sondern lassen sich vereinzelt von weiteren Musikern unterstützen. Die Mischung aus in sich gekehrtem Rap mit introspektiv-selbstreflexiven Themen und exzentrischen Samples von ihrem Debütalbum bekommt so eine zusätzliche Facette, die ihrem eigenwillig-stillen Stil noch mehr Farben verleiht. Den Schrulligkeitsfaktor gefährdet das zum Glück nicht. In »One Under« gibt es etwa einen skelettiert-geräuschhaften Groove, über den sich sparsame Streicher legen, verstärkt von Bläsern, aber alles punktgenau und streng fettarm eingesetzt. An anderer Stelle bringen Fretless Bass und Klarinette in »Clean Me Clean« einiges an Jazz ins Spiel, der sich ganz vorzüglich in den zuverlässig sonderbaren Sound von Wilma Vritra einfügt. Ihr Hip-Hop trägt viel Spukhaftes in sich, ohne dass man gleich »Hauntology« schreien muss. Und für Nerds oder einfach Robert Wyatt-Fans gibt es im anderthalbminütigen »Wookey Hole« ein liebevolles Zitat aus dessen Version von »Round Midnight«. Braucht es mehr Argumente?
Grotto