Review Pop Rock

Broadcast

Mother Is The Milky Way

Warp • 2022

Broadcast waren die Downtempo-Dreamer der 2000er Jahre. Warp nahm die Band aus Birmingham unter Vertrag. Sie veröffentlichten vier Alben, doppelt so viele EPs und waren gerade in Australien auf Tour, als Sängerin Trish Keenan verstarb. »Mother Is The Milky Way« sollte die letzte Platte sein, die sie mitgestaltete. Das war 2009. Mittlerweile rang sich Bassist James Cargill durch, den Nachlass neu aufzulegen. Mehrere Alben erscheinen. Die Milchstraße glüht. »Mother Is The Milky Way« führt durch eine Aneinanderreihung an Gitarren-Skizzen und Found Sounds. Dazwischen haucht Trishan Keenan aus ihrem Notizheft, als wäre Kate Bush auf einem Backpacking-Trip ins Wunderland von Alice, wo sie auf Steven Stapleton von Nurse With Wound trifft. Ein Song wie »In Here The World Begins« schließt noch am ehesten an den Back-Catalog von Broadcast an. Der Rest sind drei Akkorde und ein guter Wille. Das Tape wird manipuliert, Samples aus tschechischen New Wave Soundtracks und einem Starkstromanschluss lassen ein langes Wiegenlied entstehen. Zwischendurch näselt jemand auf einer Blockflöte herum. Im Zusammenspiel klingt das manchmal wie die Welt am Draht. Absoluter Solipsismus, der in Paranoia umschlägt. Am Ende zwitschern die Vögel. Auf der Platte. Und im Kopf.