Och Gott, och lieber, großer, süßer Gott, wenn ein Klavier so einsteigt, wenn das direkt so gierig in den Raum fliegt, um sich dann kurz zurückzuziehen, um wirklich ALL DIE SANFTHEIT zu finden, dann geht man mit, natürlich geht man da so heftig mit. So beginnt Kunihiko Sugano sein »Love Is A Many Splendored Thing«. Schon nach zwei Minuten haben die Spirits den Interpreten völlig eingenommen, sein Klavier entschwebt, ihm selbst entflieht ein beseeltes »AH». Ja, es ist einfach zu schön. Danke, Spirits! Danke Three Blind Mice, dass jetzt diese Reissue da ist.
Man rief Kunihiko Sugano nicht umsonst einen piano magician. Denn wirklich, Klavier-zentrierter Jazz, der geht selten lange gut, weil er selten lange richtig bei der Stange hält, weil ihm in vielen Fällen schnell der Wind verloren geht. Dass ist selbst auf vielen Dollar Brand-Platten so und auch auf eines der beliebtesten Klavier-Jazz-Alben aller Zeiten, dem »Köln Concert« von Keith Garrett, kann die Spannung nicht komplett halten. Fairerweise muss man sagen: Kunihiko Sugano hat hier mit Yoichi Kobayash einen kongenialen Partner am Bass an seiner Seite. Der groovt mit der ganz großen Saftigkeit, der aller gesundesten Fülle, der hat auch so richtig Bock.
Man kann hier, man darf hier Nina-Simone-Vibes kriegen. Bei ihr passierte es ja, berühmterweise und nicht selten, dass man ihr dabei zusehen konnte, wie auf der Bühne etwas ANDERES über sie die Kontrolle ergriff, wie sie wirklich vor Ort im Kontakt mit dem STREAM zu sein schien, aus der die Größten ihren Shit abgreifen. Und so kommt einem das hier auch vor. Hier fließt etwas live and direct vom Göttlichen ins Weltliche.

Love Is A Many Splendored Thing