Review Rock

Cindy Lee

Diamond Jubilee

W.25th • 2024

Album des Jahres 2024

Wie viele Artikel haben wir in den letzten Jahren über die Streamingoptimierung von Musik gelesen? Die goldenen Regeln der Tracklängen, Release-Strategien und easy access – überall und jederzeit. Und dann kommt 2024 ein Album daher, das nun auch auf Vinyl erschienen ist und die meisten dieser Tipps frech vor die Füße spuckt. Zwei Stunden lang, zunächst auf keinem Streaming-Dienst verfügbar, zunächst nur auf YouTube und natürlich auf einer sehr ranzigen Geocities-Website, auf der sich gelber Text über schwarzen Hintergrund schiebt, während alles flimmert. Patrick Flegel gibt sich seit nunmehr sieben Alben voll und ganz dem Projekt Cindy Lee und allen (nicht) vorhandenen Konzepten dahinter hin.

Und was kommt dabei heraus? 32 Songs und eine Platte, die auch im Jahr eins nach dem Hype nichts von ihrer liebevollen Euphorie verloren hat. Gospeliger Nebel-Rock’n’Roll mit Falsettgesang, balladesken Gitarren, Lo-Fi-Girl-Group-Smasher und, ja, Pop, der den trockenen Staub von der Anlage krächzen lässt.Songtitel und konkrete Erinnerungen spielen hier keine Rolle mehr. Man spielt irgendeine Stelle auf »Diamond Jubilee« an und liegt immer richtig. Mal wird man von selbstbewusst kitschig leiernden Streichern begrüßt, mal setzt Flegel seine Stimme ein paar Töne tiefer an und singt die deprimierendste Folkballade der Saison.