Review Electronic

Gosha Martynov & Natasha Sinyakova

Imena Rek

Growing Bin • 2024

Das Markenversprechen des kleinen Hamburger Labels Growing Bin ist seit Jahren dasselbe und wird stets zuverlässig eingehalten: Man bekommt Outsider-Musik von (den meisten) bis dato unbekannten Künstlerinnen und Künstlern; aber immer mit Wohlklang, immer in ruhiger Gangart, die Schuhe werden vor der Wohnungstür ausgezogen. Im Jahr 2024 hat es das Label ruhiger angehen lassen. Dafür ist jetzt, im Januar des neuen Jahres, der erste Longplayer aus dem Hause des Musikkenners Basso erschienen.

Gosha Martynov und Natasha Sinyakova kommen aus Los Angeles, und Palmen spielen durchaus eine Rolle auf ihrem »Imena Rek«, zu dessen Sound man getrost einen Sundowner auf einer Baleareninsel zu sich nehmen kann. Gesungen wird in gehauchtem Russisch. Glockenklarer, weiblicher Gesang über Downtempo-Instrumentals, die es vor allem durch die Fülle der eingesetzten Instrumente und Nebengeräusche schaffen, auch im Chill-Out-Abspann die musikalische Spannung zu halten. Hier ist nicht alles Sonnenuntergang, was glänzt. Im Café del Mar hat sich die Melancholie eingeschlichen, auf der After-Party ist die Sehnsucht noch nicht gestillt. Und doch erschrickt niemand. Nichts springt einen plötzlich an, der Weg zum Liegestuhl bleibt garantiert steinfrei.