Dass Musik die »healing force of the universe« ist, hat der Jazz-Gigant Albert Ayler schon Ende der 1960er-Jahre gewusst. Der DJ Ben Kaczor weiß das aber noch viel besser, er hat Klangtherapie studiert. Zusammen mit dem experimentellen Musiker und Installationskünstler Niculin Barandun hat er das Album »Pointed Frequencies« aufgenommen. Darauf untersuchen die beiden so genannte Solfeggio-Frequenzen, eine schon im 11. Jahrhundert entwickelte Tonlehre, auf ihre therapeutische Wirkung. Singuläre Töne und Frequenzen werden in die Länge gezogen und verändern sich in fast schmerzhafter Langsamkeit, unterbrochen von solitären Pianoklängen, Sinustönen und etwas, das wie eine Zither klingt. Das Abstraktionslevel der Musik sorgt dafür, dass keine Verwechslungsgefahr mit esoterischer Wohlfühlmusik besteht.
Die Versuchung, »Pointed Frequencies« als Ambient-Album zu bezeichnen, ist groß, auch wenn die Macher das wahrscheinlich nicht möchten. Das Album hat aber tatsächlich eine heilende Wirkung. Durch die Aufmerksamkeit, die man ihm entgegenbringen muss, heilt es vom Verlangen nach aufmerksamkeitsheischender Musik. »Pointed Frequencies« ist erschienen auf dem Berliner Label Dial, das gerade seinen 25. Geburtstag feiert. Dial wird immer wieder vereinfachend als Minimal-House-Label getaggt, dass es weit mehr als das ist, zeigt genau dieses Album.
Pointed Frequencies