Review Dance

.Vril

Saturn Is A Supercomputer

Omnidisc • 2024

Als Jahrmillionen alte Maschinen beschrieben, die von einer unbekannten Spezies auf der Erde, auf unserem Mond und im Orbit eines Saturnmondes versteckt wurden, verkörpern die schwarzen Monolithen in Arthur C. Clarkes »Space Odyssey«-Reihe das ultimative Geheimnis: das Leben und seine Ausdehnung. Dass Ulli Hammann diesen Monolithen und dem mythologisch alles überstrahlenden Ringplaneten eine Bühne bietet, kann kaum verwundern. Denn fasziniert von solchen kosmischen Zusammenhängen und ihren fiktiven Interpretationen entwirft Ulli Hammann spätestens seit dem brillanten »Anima Mundi« Techno-Konzeptalben von ungeheurer Intensität. Thematisch wagt der Hannoveraner als .Vril (den Punkt gibt es erst seit einem Rechtsstreit mit der gleichnamigen Black-Metal-Band) mit Album Nummer sechs zwar wieder den Sprung ins Sonnensystem. Konzeptionell sind die zwölf Tracks jedoch eher eine lose gekoppelte Sammlung von Intros und Outros, Reworks und Raritäten, B-Seiten und diversen Mix-Cuts als eine kohärente musikalische Erzählung.

Das schmälert die Qualität der einzelnen Stücke kaum, dürfte aber für treue Fans gewöhnungsbedürftig sein. Mystische Atmosphären wie im Intro »The Secret Teaching Of All Times« oder dem vor allem auf Vinyl endlos ausgedehnten Ambient-Epos »Their Sign Of Weakness« liefert .Vril auf diesem Album jedoch mit einer Souveränität, die seinem Niveau als Produzent und DJ mehr als angemessen erscheint. Und auch atmosphärische Groove-Klopper vom Kaliber »Sohn (SP12 Rework)« oder »Truth Out The Cave« beherrscht Hammann nach wie vor aus dem Effeff, wie zuletzt seine Mixe für den Bassiani-Podcast und das Stone-Techno-Festival eindrucksvoll unter Beweis stellten. Kompiliert aus einem Archiv von mindestens 70 fertigen Tracks wirkt »Saturn Is A Supercomputer« daher wie das kurze Durchatmen eines Produzenten, der niemandem etwas beweisen muss, aber ein ganz großes Ding in der Pipeline hat. Das Warten wird sich wieder lohnen, keine Frage.