Stilistische Einschränkungen ermöglichen oft die größte künstlerische Freiheit. Vielleicht illustriert das niemand besser als The Body. Ihre Diskografie gleicht einer Sammlung von Abschiedsbriefen: Sie ist durch und durch resigniert. Ein Morast aus Harsh Noise und Power Electronics, der sich jeder Katharsis verweigert. Bis zum Anschlag verzerrter Krach, a-melodische Synths und Chip Kings markerschütternde Schreie verschlucken jede Aussicht auf Besserung. The Body ist ein Körper, der an seinem eigenen Gewicht erstickt.
Interessanterweise scheint es gerade diese klaustrophobische Enge zu sein, die den Highschool-Freunden eine beneidenswerte Weitsicht ermöglicht. The Body haben den Ruf, dankbare Kollaborateure zu sein. Einige, wie ihre Zusammenarbeit mit den Sludge-Anarchisten Thou, sind ein intuitives »match made in hell«. Andere sind weniger offensichtlich. Wer hätte gedacht, dass eine Zusammenarbeit mit den Drone-Metallern Big│Brave in minimalistischem Folk endet? Eine Kollaboration mit der experimentellen Ambient-Sängerin Dis Fig? Dass Lee Buford im Rahmen seines pechschwarzen Nebenprojekts Sightless Pit mit der Rapperin Gangsta Boo oder der Musique-concrète-Komponistin Claire Rousay zusammenarbeiten würde? Nichts davon stand auf meiner Bingo-Karte.
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Diese Offenheit ist in The Body selbst angelegt.2016 schockierte das Duo Traditionalist_innen mit »No One Deserves Happiness«, einem Versuch, Harsh Noise mit Pop zu kombinieren. Das Album sei ihrer inneren Dynamik geschuldet, erklärte Buford gegenüber Bandcamp Daily: »Chip hört entweder konventionellen Pop oder unverdünnten Noise. Ich selbst gebe mir alles dazwischen.« Die Arbeit von The Body sei daher ein »Hin und Her« zwischen ihren Geschmäckern.Für die Hörer_innen ist es erschreckend, mit welcher Intensität das Duo verschiedene Einflüsse zermalmt.The Body sind wie ein schwarzes Loch – offen für alles.