Review World Music

Ebo Taylor, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad

JID022

Jazz Is Dead • 2024

»Get Up«, steh auf, heißt das erste Stück. Eine scheppernde Orgel setzt ein, polyrhythmische Percussions schleichen sich leise ein, elegante Bläsersätze fügen sich in den Groove, und dann erklingt Ebo Taylors Stimme. Das Alter hört man dem legendären Highlife-Musiker nicht an, immerhin ist der Mann fast 90 Jahre alt. Vielleicht ist es ein bisschen wie bei den späten Werken von Lee »Scratch« Perry: eine Essenz, eine Art Aura, die den Künstler umstrahlt und die Musik auch dann noch prägt, wenn die körperlichen Kräfte nachgelassen haben.

Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad haben für ihre Zusammenarbeit mit Ebo Taylor eine brillante Band zusammengestellt, die von Laid-Back-Grooves bis zu hitzigen Afrobeat-Tracks alles mühelos beherrscht und Taylor einen geschmackvollen Rahmen bietet, der seine Botschaften erstrahlen lässt. Und mit »Beye Bu, Beye Ba« wagt er sich sogar in für ihn eher ungewohnte, brasilianisch inspirierte Gefilde vor. Das Klangbild ist warm, analog, erliegt aber nicht der Versuchung, den Sound der Klassiker zu reproduzieren, sondern fügt Taylors Musik psychedelische Facetten hinzu. Mehr als nur ein würdiges Alterswerk.