Eines der großartigen Dinge an Songs wie »Strawberry Letter 23« von Shuggie Otis ist, wie eine Soulnummer plötzlich in einen Trip aus klingelnden Flanger-Gitarren-Arpeggios kippt. Und was spricht dagegen, etwas, das in vier Minuten wunderbar funktioniert, auf das Vierfache auszudehnen? So in etwa lässt sich beschreiben, was der japanische Gitarrist Naoki Zushi auf seinem Soloalbum »IV« im ersten Titel »Mirror« veranstaltet. Ohne Soul, dafür mit Zeitlupen-Shoegaze, und auf halber Strecke bleibt nur noch die Gitarre übrig, die psychedelisch gemächlich vor sich hin mäandert. Der Effekt ist durchaus skurril und in der Lage, das Bewusstsein auch ohne kräftige Substanzen zu beeinflussen.
Das langsame Tempo setzt sich in den weiteren Stücken mit und ohne Gesang konsequent fort. Hijokaidan, der zu den Gründungsmitgliedern der Noise-Band Hijokaidan gehörte und bei der Psych-Folk-Band Nagisa Ni Te spielte, kommt auf seinem 2018 zunächst nur auf CD erschienenen Album mit sehr wenig Lärm aus. Heavy ist seine Gitarre allein schon durch ihre Fähigkeit, die Töne maximal zu dehnen und dabei die Spannung locker zu halten.Kein raketenbeschleunigter Ausflug ins All, eher ein entspanntes Dahintreiben im Orbit. Gelegentlich lässt Funkadelics »Maggot Brain« grüßen.
IV