Review Rock

W. H. Lung

Every Inch Of Earth Pulsates

Melodic • 2024

»Musik ist für mich Live-Musik. Sie ist dazu da, mit Menschen gespielt zu werden«, sagt W. H. Lung-Sänger Joe Evans. Mit ihrem dritten Album »Every Inch Of Earth Pulsates« will die Band aus Manchester genau diesen Live-Gedanken einfangen und arbeitet dafür mit Ross Orton, Produzent von u.a. Arctic Monkeys und MIA, zusammen. Unverblümt eingängige Melodien zeigen, dass W. H. Lung diesmal das Wort »catchy« als Motto gewählt haben, und das mit der Live-Energie klappt auf jeden Fall: Hypnotische Rhythmen entfalten sich in Wellen mit aalglatter Dynamik; die Präzision des Post-Punk trifft auf den intensiven Groove des Synthie-Pop, aber eben mit Indie-Gitarren. Auch deshalb erinnert »Every Inch Of Earth Pulsates« an die Indie-Hochzeiten der 2000er Jahre.

Die treibenden Riffs führen »Bliss Bliss« in den Bereich der Stadion-Rock-Hymnen, mit einem Refrain, der direkt ins Herz geht, bevor er wieder in das repetitive Riff irgendwo zwischen The Killers und Springsteen eintaucht. Der sechste Song »Flowers In The Rain« bringt eine düstere psychedelische Stimmung in die aufgeheizte Atmosphäre der vorherigen Songs. Hier ist erstmals Hannah Peace als Leadsängerin mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme zu hören, bevor »I Can’t Lie« an die 1980er Jahre erinnert und mit Joe Evans‘ Falsettgesang dem Bronski-Beat Tribut zollt, an retrofarbiger Zuckerglasur wurde hier nicht gespart. W. H. Lung machen mit ihrem Album Lust auf das nächste Open-Air-Festival und erinnern daran, wie viel Spaß tanzbare Musik machen kann.