Mit ihrem 1984 veröffentlichten Song »The Killing Moon« aus dem Album »Ocean Rain“ haben Echo & The Bunnymen Musikgeschichte geschrieben. Dieser Song geht tief. Er behandelt Themen wie Leben und Tod auf eine Weise, die in der melancholischen Melodie und dem eindringlichen Gesang von Ian McCulloch zum Ausdruck kommt. Die 2024 vom Label Rhino als EP wiederveröffentlichte Platte enthält auch den Live-Song »Do It Clear« und demonstriert den unverkennbaren Stil der Band, die New Wave, Rock und melancholischen Pop gekonnt miteinander verbindet.
Celeste DittbernerErasmus Hall war zuerst… ein Foto, irgendwann entstanden zwei Alben. Großartig gekümmert? Hat es niemanden. Bis der Gründungsmythos die Realität überschwappte. So sind auf »Lost And Found« seltene und bisher unveröffentlichte Stücke, darunter einige der frühesten Demos von Eramus Hall zu finden. Die Platte vereint, wie von den Detroitern bekannt, jazzige Elemente mit soulig-melodische Gesangspassagen. Sammler dürfen hier nicht wegsehen.
Christoph Benkeser1975 geht die große Zeit des kulturellen Aktivismus langsam zu Ende. Nicht jedoch für Gil Scott-Heron und Brian Jackson. »From South Africa To South Carolina« ist die zweite Zusammenarbeit des Dichters mit seinem musikalischen Buddy. Der Kampf gegen Rassismus, Apartheid (in der Hymne »Johannesburg«) und soziale Ungerechtigkeit geht weiter. Im Kontrast zu den Botschaften des Albums steht der liebevoll instrumentierte Soul-Jazz, aus dem das Flötenspiel von Brian Jackson heraussticht.
Albert KochEs geht neben »Shaft« unter, aber Isaac Hayes hat in seinem Leben natürlich weit mehr herausragende Musik geschrieben – zum Beispiel für den Blaxploitation-Klassiker »Truck Turner«, bei dem der amerikanische Sänger auch gleich selbst vor der Kamera stand. Fünfzig Jahre nach der ersten Veröffentlichung verfängt die Mischung aus Soul und Jazz weiterhin. Was damals allerdings nicht überall ankam: Die erste Auflage stand bald im Schnäppchenregal. Banausen! Wer heute reinhört, bekommt einen der charmantesten Sounds der vergangenen Jahrzehnte.
Björn BischoffLabrinth, Sia und Diplo verbinden in »LSD« Pop mit Elektro und Psychedelia zu einem Trip für die Ohren, der jetzt nochmal geremixed auf den Regenbogen schießt. Zum ersten Mal auf Vinyl gibt es dabei die Collabs mit Lost Frequencies, CID, MK, Banx & Ranx und anderen. Nachdem die Super-Troupers Sia, Diplo und Labrinth 2019 ihr Debütalbum herausgebracht haben, erzielten sie über zwei Milliarden Streams. Jetzt bringt die Remix-Edition neue Perspektiven auf die zehn Tracks und macht dabei eine mehr als dankbare Ergänzung für jede Plattensammlung.
Ania GleichFür das vierte Album, das Nancy Sinatra im Jahr 1966 aufgenommen hat, schienen Produzent und Songschreiber Lee Hazlewood die Ideen auszugehen. Neben »Sugar Town« und »Coastin‘« enthält »Sugar« nur Songstandards aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Die sind zwischen Ragtime, Dixieland und Vaudeville arrangiert. Aber Sinatra verleiht den Songs mit ihrer Stimme den speziellen 60s-Pop-Vibe. »Sugar« ist das seltsamste der frühen Alben von Nancy Sinatra. Aber seltsam ist ja nicht synonym für schlecht.
Albert KochLässiger Soul aus dem Herzen Kaliforniens: Die achtköpfige Groove-Maschine Orgōne aus Los Angeles mischt zudem in ihren instrumentalen Sound Jazz und Funk. Auf ihrem dritten Album »Bacano« von 2008 lieferten sie so elf fantastische Tracks samt mitreißenden Gitarren, herzlichen Bläsern und tanzbaren Drums. »Nasty Hats« könnte direkt aus den 70ern stammen, »Hott Karl« feuert seinen Bass eindringlich nach vorne. Perfekte Platte für Genre-Liebhaber.
Björn BischoffSuppenkoma, Winterschlafbedürfnis, Todeswunsch? Könnte alles vergehen, wenn du ein bisschen Zamrock in den Player legst. Die sambische Mischung aus US-Rock und afrikanischen Rhythmen macht müde Geister munter, »Viva Ngozi« ist da keine Ausnahme. Paul Ngozi’s Ngozi Family gehörte zu den ersten Bands, die dem Zamrock zugeordnet wurde. »Viva Ngozi« ist ihr Debütalbum, erschienen im selben Jahr wie das ziemlich legendäre »My Ancestors«, auf dem die Ngozi Family zusammen mit Chrissy Zebby Tembo musizierte.
Pippo KuhzartDie Souls of Mischief, auf ihrem zweiten Album schon fast erwachsen, liefern 1995 mit »No Man’s Land« eine düstere Abrechnung mit der kalifornischen Realität. Beats, die mit viel Wumms aus den Boxen dröhnen, treffen auf Jazz-Samples und Raps, die von Frustration, Identität und Überlebenskampf erzählen. So entwickelten Phesto, Tajai, Opio und A-Plus einen Sound, der abseits des Mainstreams blieb und über Jahrzehnte prägen sollte. Jetzt kehrt diese Pionierarbeit als Reissue auf Vinyl in die Regale zurück.
Ania GleichAnyone who ventures into the dark soundscapes of Sunn O))) will find their fifth album »Black One« an unrivalled listening experience that flirts with death. Released in 2006, it leads into the deepest abysses of drone-doom and the human psyche. From nightmarish noises and air-crushing riffs to the eerie »Báthory Erzsébet«, for whose recordings guest singer and claustrophobic Malefic was locked in a coffin. Drone taken to the extreme
Bea GottwaldWie geil ist dieses Cover? Die sieben Männer des jüngsten Line-Ups des Tribe – die zwei Alben zuvor waren mit anderer Besetzung aufgenommen worden – steigen im Kolonialherren-Look vom Himmel herab; bereit, die Büsche in der Wüste zum Brennen zu bringen. Ihr Mittel: straighter Groove. »Dedication« ist A-Klasse-Schlaghosen Funk. Hier gibt es kein einzig schlechtes Gefühl, es werden Tanzanlässe geschaffen, nicht Probleme. Diese Reissue von 2024 ist die allererste des Albums.
Pippo KuhzartWar gehören zu den bekanntesten Geheimtipps im Dreieck von Soul, Funk und Jazz. Was daran liegt, dass die Band aus Kalifornien seit ihren Anfängen am Ende der 60er diese Grenzen regelmäßig verschoben hat. Mit diesem Boxset gibt es jetzt die Alben aus einer der besten Phase der Band gesammelt als Vinyl. »Galaxy«, »Outlaw« und »Peace Sign« gehören noch heute zum Stärksten und Interessantesten, was dieser Sound zu bieten hat – obwohl mittlerweile auch mehrere Jahrzehnte alt. Fünf Schallplatten in besonderer Aufmachung und zum besonders lauten Hören.
Björn Bischoff