Nicht die schlechteste Idee: Für »Threads To Knot« hat sich das Berliner Jazz-not-Jazz-Duo TRAINING mit der Südtiroler Bassistin Ruth Goller zusammengetan. Die hing zuletzt Anfang des Jahres mit ihrem zweiten Soloalbum »Skyllumina« in den Ohren aufgeschlossener Hörer:innen. Auf dem gemeinsamen Album formieren sich Saxofon, Schlagzeug, Synthesizer und Gollers heavy Spiel auf dem Bass zu einer Musik, die schön zwischen den Genres und den Erwartungen hängt. Zwischen kakophonischen Free-Jazz-Eruptionen, Post-Rock-Interludien, Soundabstraktionen und Noise. Und weil der Noise am besten zur Geltung kommt, wenn er mit seinem Gegenteil konfrontiert wird, gibt es hier herrlich lyrische Passagen zu hören.
Ungewöhnlich ist nicht nur die Musik, sondern auch die Art, wie sie entstanden ist. Training und Ruth Goller haben die im Surrealismus aufgekommene Methode »Cadavre Exquis« auf ihre Musik übertragen. Eine:r schreibt eine Passage, gibt den anderen aber nur die letzten zwei Noten, worauf diese dann aufbauen müssen. Und so wird dann ein Track wie »Lineage« Wirklichkeit, eine Art Free Spiritual Techno Jazz. Und das finale »Longingly« klingt so, als wäre Albert Ayler von den Toten auferstanden und würde noch einmal zu seinem Saxofon greifen.
Threads To Knot