Review

Sharada Shashidhar

Soft Echoes

Leaving • 2024

Die Kate Bush des Jazz. So nannte BBC-Moderator Gilles Peterson die Kalifornierin Sharada Shashidhar. Die Absolventin der New York School of Jazz veröffentlicht nun mit »Soft Echoes« ein Album mit eigener Band. Vielleicht hat sie deshalb so genau gespürt, was die Songs auf »Soft Echoes« brauchen: keine Selbstdarstellung. Shashidhars üppige Gesangsharmonien fügen sich wie ein Instrument in die Arrangements ein, schmiegen sich an die Melodien von Klavier und Saxophon. Wenn sie im »Canyon Song« nur Vokale singt, unterstreicht das den fließenden Übergang zwischen Gesang und Instrumentierung.

Shashidhars Stücke setzen auf Struktur, wilde Momente sind selten. In »By The Land« liefert das Keyboard eine xylophonartige Melodie, während sich das Schlagzeug zurückhält.Doch immer wieder zuckt die Hihat hektisch. Das Instrument will ausbrechen, wird aber vom Vibe des Songs zurückgehalten. Doch dann, in der zweieinhalbsten Minute, schafft sie es, setzt zum Solo an. Shashidhar lässt ihn gewähren, singt erst nach einer Weile mit. Auf »Soft Echoes« passiert viel, aber die Musik setzt nie auf musikalische Effekthascherei. 2020 nahm Shashidhar mit Jamael Dean Songs auf, die in eine ähnliche Richtung gingen.Doch damals war ihre Stimme nur ein Instrument unter vielen, das glänzen durfte, wenn es an der Reihe war. »Soft Echoes« hingegen ist eingängige Jazzmusik, die ihre Kraft aus dem Zusammenspiel bezieht.