Review

Albinos

Bamboo Night

We Release Whatever The Fuck We Want • 2024

Der Herbst ist da, endlich. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass sich Berliner:innen und solche, die es werden wollen, insbesondere über den ach so unerträglichen Winter in der deutschen Bundeshauptstadt auslassen. Dabei ist es doch eindeutig der Sommer, der die Lebensfreude in Großstädten auf ein Minimum reduziert: Noch mehr Gestank als üblich in öffentlichen Verkehrsmitteln, drückende Luftmassen in den Häuserschluchten, die das Hirn zum Kochen bringen, schlaflose Nächte in grotesk aufgeheizten Altbauten und, nicht zu vergessen, die sinnloseste Zeit, um auszugehen, weil eine Clubnacht nach der anderen dank zu vieler offener Floors und dem vielbeschworenen entspannten Vibe in der Bedeutungslosigkeit zerfasert.

Der Franzose Albinos macht auf seinem schwülstigen Sommeralbum »Bamboo Night« deshalb vieles richtig, wenn er gar nicht erst versucht, funktionale Clubmusik an den Mann zu bringen, sondern dem Müßiggang zugewandte Genres wie Ambient, House, Balearic und Jazz mit plastischer Produktion verspielt durchs Stereofeld schickt. »Suburbia Girl« etwa teilt seine Bestandteile – Panflöten, sanft rauschende Hi-Hats, Synths – paritätisch zwischen den Ohren auf. »Tattoed Soul« verfügt zwar über eine gerade Kick, qualifiziert sich mit seiner Ästhetik aus Deep- und Lo-Fi-House aber allenfalls für den Dach-Chill. Tut keinem weh, schadet keinem und macht allemal mehr Spaß, als bei 30 Grad im Schatten im Außenbereich eines Clubs so zu tun, als hätte man welchen.