Review Rock

Thurston Moore

Flow Critical Lucidity

The Daydream Library Series • 2024

Gerade nochmal nachgeprüft und tatsächlich: »Flow Critical Lucidity« ist schon das neunte Soloalbum von Thurston Moore. Auch die ehemaligen Sonic-Youth-Mitglieder Kim Gordon und Lee Ronaldo sind nach wie vor sehr produktiv, wobei vor allem Gordons letztes Album »The Collective« mit einem unerwarteten Mix aus Trap, Industrial und Dub aufhorchen ließ. Im Gegensatz dazu bleibt Moore hier viel näher am Sound seiner ehemaligen Band, auch wenn der mittlerweile 66-Jährige etwas milder und nicht mehr so krachig und aggressiv klingt. Die typische Atonalität seiner intensiven Gitarren zieht sich auch durch sanfte, melodische Passagen wie in »The Diver«, so dass sich Fans wohl streiten werden, ob der Ton eher an »Murray Street«, »Washing Machine« oder doch »NYC Ghosts & Flowers« angelehnt ist. Auch den Einfluss von Bassistin Deb Googe (My Bloody Valentine) kann man im verrauchten, psychedelischen Sound heraushören.

Passend geht es in den Texten, die größtenteils erneut vom Künstler Radieux Radio stammen, um luzide Träume (»Hypnogram«), aber auch darum, dass sich der Mensch gefälligst aus den noch nicht völlig zerstörten Ökosystemen raushalten soll (»Rewilding«). Dazu gibt es Anleihen aus Krautrock oder New Wave und unpeinliche Rap-Einlagen mit Getrommel. Wenn die jeweiligen Solowerke weiter so konsistent wie spannend bleiben, kann ich die ständig vorgebrachten Bitten, Sonic Youth sollen sich doch bitte endlich reformieren, nicht ganz nachvollziehen.