Bonnie ›Prince‹ Billy live am 11. Oktober 2024 im Erlanger Redoutensaal

16.10.2024
Foto:© Björn Bischoff (HHV Records)
Nach langer Pause kehrt mit Bonnie »Prince« Billy der vielleicht beste Songwriter der Gegenwart auf die deutschen Bühnen zurück. Und schon nach den ersten Sekunden eines Songs wird klar, warum der 54-jährige US-Amerikaner diesen Status genießt. Einer der jüngsten Beweise: sein Konzert am 11. Oktober 2024 im Erlanger Redoutensaal.

An diesem Abend gab es drei typische Haltungen. Die erste Haltung: den Arm am Körper, die Finger leicht verkrampft um eine Schallplatte. Schon vor Konzertbeginn versammelten sich die Menschen am Merchandise-Stand und kauften die Vinyl-Versionen der Alben aus allen möglichen Phasen des Schaffens von Bonnie ›Prince‹ Billy. Das umfasst mittlerweile drei Jahrzehnte mit diversen Werken, die längst weit über das Genre des experimentellen Folks hinaus als Klassiker gelten. Dementsprechend fiel auch die Setlist an diesem Abend aus: »Who Would You Shoot« gibt es noch nicht einmal als Studioversion, »New Partner« stammt von Palace Musics »Viva Last Blues« aus dem Jahr 1995 (und wurde an diesem Abend mit minutenlangem Applaus bedacht), »Queens Of Sorrow« vom letzten Album aus dem vergangenen Jahr.

Die zweite Haltung, wieder beim Publikum: Gesäß auf die Stuhlkante geschoben, Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, Mund offen. Von dem Moment an, als Bonnie ›Prince‹ Billy den Redoutensaal betrat, faszinierte der Mann das Publikum mit seiner unaufgeregten Art. Eine Art Anti-Prediger, der da in unscheinbaren grauen Klamotten saß und von Tod und Vergänglichkeit sang, aber mit einer Leichtigkeit, die das Absurde des Menschseins in wenigen Minuten auf den Punkt brachte. Und am Ende ist alles viel weniger düster, als man erwarten könnte. (Das ist vielleicht die Milde des alten Künstlers).

Die Kunst des Anti-Predigers

Und die dritte Haltung, die ausschließlich dem Künstler vorbehalten ist: Den Kopf auf die Gitarre gelegt, versunken in das eigene Gitarrenspiel. Es passte einfach zur Stimmung des Abends. Denn auch seine beiden Tourmusiker begleiteten die Songs fantastisch. Die Violine spannte den Bogen, während Trompete oder Oboe die Melodien noch eindringlicher ausrollten, einen ganz eigenen Sound für diesen Abend schufen. Mitreißend und doch pointiert, lebendiger, weiter, fliegender.

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Für zwei Zugaben ging es nach dem offiziellen Set zurück auf die Bühne – und der Zauber war zu keinem Zeitpunkt gebrochen. Das muss ein Künstler erst einmal schaffen. Einziger Wermutstropfen des Abends: Als Bonnie ›Prince‹ Billy nach dem Konzert nach einer Bar fragte, in die er gehen könne, rief ihm niemand aus dem Publikum eine Empfehlung zu. Vielleicht waren die Leute zu erstaunt, dass es manchmal um so profane Dinge gehen kann, wenn die Gitarre schweigt.