Review Klassik

Jasmine Guffond

Alien Intelligence

OOH-sounds • 2024

Wer bei dem Kürzel »AI« Angst bekommt, weil künstliche Intelligenz das Ende der Musikwelt einläutet, sollte es wie Jasmine Guffond halten. Die australische Komponistin übersetzt »AI« mit »Alien Intelligence«. Während einer Künstlerresidenz am Pariser Musikforschungsinstitut Groupe de recherches musicales (GRM) bemerkt Guffond, dass der Serge Modular Synthesizer, mit dem sie arbeitet, ihre kompositorischen Entscheidungen indirekt beeinflusst. Sie entwickelt eine Schnittstelle zwischen dem Synthesizer und der Musikentwicklungsumgebung Max/MSP, um der Technologie den gleichen Einfluss auf die Musik zu geben wie dem Menschen.

Die Grenzen zwischen der Komponistin und den von ihr verwendeten Geräten werden durchlässig. Es ist eine kreative Form künstlicher Intelligenz, eben »Alien Intelligence«. Das Album bietet sanfte Modulationen im Minimal-Ambient-Track »Serge and Maxine Variation One«, tiefe Drones in »Serge and Maxine Variation Three«, die später in oszillierende Frequenzen münden, und eine melodische, fast spielerische Leichtigkeit im 15-minütigen »Serge and Maxine Variation Two«. Was davon der »Alien Intelligence« und was der Künstlerin zuzuschreiben ist, bleibt das Geheimnis von Jasmine Guffond.