Review Jazz

Joe McPhee

Black Magic Man

Superior Viaduct • 1975

Leinen los, Herr Kapitän! Nicht lange aufhalten lassen, Volle Kraft voraus. Starker Wellengang? Ja, egal. Wer soll uns schon aufhalten? Wäre »Black Magic Man« keine Free-Jazz-Platte wäre es ein Roman über die Nautik, da kann man sich sicher sein. In den gewaltigen Ton-Wellen, die durch Tritoni und andere teuflische Harmonieverbrechen geprägt sind, geht es mal nach links, dann nach rechts, hoch, runter, aber immer mit ungezügelter Lust. Wie Joe McPhee hier die ersten sechs Minuten des Titelstücks und Openers das Tenorsaxofon quält ist im besten Sinne atemberaubend.

Zugegeben: Wie höchstens noch Coltrane, Coleman, Ayler und Brötzmann steht McPhee für genau jene Verausgabungen am Saxofon, die hier in ihrer gewaltigsten Form überwältigen wollen und sollen. Dabei kann McPhee auch anders, wie bereits das fast schon elegische, verträumte Stück »Song for Lauren« – zärtlich im Sopran-Saxofon ausgedrückt – beweist. Erst nach und nach verliert es an Form und gleicht schlussendlich doch wieder einem Ausflug in die tobende See. Auf der B-Seite probiert McPhee im Überschwang aus: Lässt Tyrone Crabb den E-Bass schultern, um den Schulterschluss »Freier Elektrischer Jazz« zu testen. Ein gelungenes Experiment mit steifer Brise.