Review

Church Andrews & Matt Davies

Yucca

Odda • 2024

Ich liebe meine Yucca-Palme, vom fasrigen Stamm bis hin zu den rauhen Blättern. Und doch ist mir meine Zimmerpflanze ein Rätsel, seit ich sie vor zwei Jahren im Supermarkt erstanden habe. Aktuell habe ich sie das letzte Mal vor zwei Monaten gegossen – und seither ist meine Palmlilie nur grüner geworden. Ähnlich idiosynkratisch ist auch das gleichnamige Mini-Album von Synth-Kultivator Church Andrews und Rhythmus-Gärtner Matt Davies. Kompositorisch besteht »Yucca« in einem reduzierten, feingliedrigen Duett von elektronischen Sounds und Schlagzeug. Dabei spielt das Duo ständig mit ungewöhnlichen Taktarten, Polyrhythmen und Tempo-Wechsel. Das macht es technisch und unberechenbar zugleich. Es ist unumwunden nerdig: Mal zitieren Andrews und Davies Hip-Hop-Beats, mal machen Sie Anleihen an der minimal music. Mal transkribieren sie die Fibonacci-Folge, eine Abfolge natürlicher Zahlen, die Wachstumsvorgänge in der Natur beschreibt (0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, …), in einen Rhythmus. Klingt kompliziert, im doppelten Sinne. Dadurch, dass sich Andrews und Davies auf zwei Instrumente und kurze Songs beschränken, wirkt die Komplexität der Musik jedoch nie überfordernd. »Yucca« feiert die Freude am spielerischen Lernen. Wie meine Zimmerpflanze ist es noch nicht zu voller Pracht gediehen. Dafür sind die kurzen Motiventwicklungen von »Yucca« noch zu erratisch. Freude macht es trotzdem. Im Gegensatz zu mir haben Andrews und Davies grüne Daumen.