Review

Les Cyclades

Glika

Hi Scores • 2024

Les Cyclades »Glika« ist eine Mogelpackung. Das griechische Wort glika bedeutet »süß«, der Projektname des Produzentenduos leitet sich von der Inselgruppe der Zykladen her und auf dem Cover wagt jemand den Klippensprung ins Meer. Das Album steht im Zeichen von Ausflucht und Gediegenheit. Was die Wahl-Brüsseler hingegen abliefern, weckt nur entfernt – am ehesten in den Interludes »Short Hero« oder »Nico« – Assoziationen an malerische Buchten. Das Field-Recording-Intro »Yser Mystère« bildet zusammen mit dem Outro »Glossa« – die Referenzen an Vangelis’ »Blade Runner OST« sind unverkennbar – einen düster-soghaften, LA-esken Noir-Thriller-Rahmen.

Dazwischen findet sich mit »Alocasia« eine Detroit-House-Nummer, auf die in ihrer Simplizität und Funktionalität ein Omar-S neidisch sein kann. »Parc Fou« bringt etwas Sphärisch-Ernsthaftes ins sonst so gutgelaunte Ballearic-Genre und “Dram” taucht wagemutig in jene Tiefen des Detroit River ab, in denen einst Drexciya die Inspiration für ihre technoiden Unterwasser-Dystopien gefunden haben müssen. Als letztes Puzzlestück fehlt noch das tribalistische »PAME!« im deepen New-Yorker Joe Claussell-Stil.

»Glika« ist alles andere als ein mittelmeerzentriertes good-vibe Album, es ist seine Antipode: ein on point komponiertes US-House-Album aller erster Güte im eleganten Noir-Gewand. Keine Mogelpackung, sondern eine Wundertüte. Der Großteil der Tracks ist übrigens zuerst auf Kassette veröffentlicht worden, war allerdings lange ausverkauft. Nun ist »Glika« endlich DJ-freundlich als Vinyl erhältlich.