Review

R.N.A. Organism

R.N.A.O Meets P.O.P.O

Mesh-Key • 1980

Wegen dieser Art Musik, haben Musikjournalist:innen das Attribut ›mutant‹ erfunden. Mutant-Pop, mutant-Disco, sowas. Der Zusatz soll das Gefühl ausdrücken, dass das Ursprungs-Genre zwar noch durchklingt, aber in Richtung einer verfremdeten Wirkung manipuliert wurde. Es geht um Auswüchse aus dem Bekannten, um etwas Bedrohliches in Abgrenzung zum scheinbar unschuldig wirkenden Ursprungsgenre in seiner gängigen Ausprägung. Auf »R.N.A meets P.O.P.O« ist es mutant-Synth-Pop, mutant-Dub. Ursprünglich erschien dieses monströs gute Album 1980 auf dem legendären Japan-Underground-Label Vanity Records. Neu aufgelegt haben es jetzt Mesh-Key, die zuletzt schon mit den Tolerance-Reissues Riecher bewiesen. Es ist das einzige Album des japanischen Trios R.N.A Organism. »Weimar 22« klingt nach Houston, nach Screw, nach Trap, performt auf einer totalitären Militär-Parade, »Bring To Naught« erinnert an den berühmtesten Pixies-Song (acht Jahre vor dessen erscheinen), vorgetragen durch tausend Filter und in der Black Lodge, zehn Jahre bevor diese in der dritten Folge Twin Peaks eingeführt wurde. Es folgt Vorhöllen-Dub und die Transmissionen eines existentialistischen Piloten mit einem Gospel-Chor, ehe ein staubiger Wind andeutet, dass hier Erde verbrannt wurde.