Als in den späteren 00ern alle Blumenkinder werden wollten, inspiriert von Devendra Banhart und Joanna Newsom, tauchte auf diversen Empfehlungslisten für das ebenso blumig benannte Genre Freak Folk (auch bekannt als New Folk oder New Weird America) wieder und wieder ein Name auf: Six Organs Of Admittance. Zu diesem Zeitpunkt veröffentlichte Ben Chasny bereits seit zehn Jahren mit seinem Projekt obskure Alben zwischen meditativem Folk und experimentellem Drone.
Bis heute steht Six Organs Of Admittance für diesen Sound, zuletzt auf dem gerade erschienenen »Time Is Glass«. In »Slip Away« leitet Chasny eine introvertierte, entspannte Traumreise, in »Spinning In A River« baut er die gleiche Stimmung auf, die er dann mit einer verzerrten E-Gitarre zerschneidet. Worte fließen, wenn überhaupt, ebenso dahin wie alles andere. Entrückte Heimeligkeit zeichnet diese neun Songs aus, die Chasny größtenteils bei sich zuhause einspielte. Dass der US-Musiker Stimmung und Ansatz in andere Sounds übertragen kann, zeigen die Vorboten seiner kommenden Platte mit Shackleton. (Und zeigten diverse Kollaborationen und andere Bands in der Vergangenheit.)
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Shackleton & Six Organs Of Admittance
Jinxed By Being
Six Organs Of Admittance –Time Is Glass
Six Organs Of Admittance
Hexadic
Angesprochen auf den Opener »The Mission« und wie Chasny abstrakte Ideen und Gefühle in seinen Sound übersetzt, sagte er in einem Interview mit PopMatters: »Ich habe nicht wirklich eine Formel. Dieser Song begann mit einer Gitarrenlinie. Ich hatte eine Idee für eine Melodie mit zwei Stopps.« Kein linearer Prozess, es sei nebulös, mit allen möglichen Bildern und Gedanken, die umherschweben und sich dann zu einer festen Struktur verdichten. Dabei hilft Chasnys Gitarrenstil, der sich so mühelos und unscheinbar gibt.
Ben Chasny spielte im Verlauf der Jahre ebenso in der Band Comets On Fire und mit u.a. Current 93 und Richard Bishop, zuletzt mit Shackleton. Bereits heute hat er ein beeindruckendes Gesamtwerk mit allerlei Verbindungen und Verweisen. Und doch erschließt sich jeder Song aus sich selbst heraus. Eingewoben nah an der Essenz der Dinge, fernab vom lauten Getöse der Straßen und Häuser. Wir fragten Ben Chasny, welche Platten ihn geformt, gebildet und gebessert haben.
Ben Chasny: Ein genialer Moment, wenn die bereits legendären Melvins beschließen, die beiden Mitglieder des Bass- und Schlagzeugduos Big Business zu einem Monolithen mit zwei Drums zu vereinen. Aber es sind die fantastischen Harmonien und der Beatles-artige Songaufbau, die diese Platte erst so richtig zum Leuchten bringen.
RedaktionBen Chasny: Die hier zu hörende Version von »Everything is Fucked« gehört wohl zu meinen Top-5-Songs aller Zeiten. Auf YouTube gibt es ein Video von diesem Auftritt, bei dem hinter der Bühne ein riesiges Gewitter aufkommt, während sie spielen. Eine der besten Bands heutzutage.
RedaktionBen Chasny: Der Inbegriff der im Schlafzimmer aufgenommenen Sologitarre. Nichts kann diese Platte übertreffen, wenn es um die pure urbane Einsamkeit um 4 Uhr morgens geht.
RedaktionBen Chasny: Die Melodien und Akkordfolgen des Gitarristen Michael Cashmore kommen auf diesem Klassiker aus einer anderen Welt. Diese Platte ist vielleicht die Current-93-Veröffentlichung, in die man am besten eintauchen kann.
RedaktionBen Chasny: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute, die sich mit der sogenannten Shredder-Gitarre nicht so gut auskennen, oft denken, Malmsteens Musik klinge wie die von Joe Satriani oder Steve Vai. Tatsache ist, dass Yngwie Malmsteen schon immer Musik gemacht hat, die viel mehr in der Tradition von Uli Roth und Richie Blackmoos steht. Hier finden sich einige seiner besten Songs wie »I Am A Viking« und »Disciples of Hell«.
RedaktionBen Chasny: Die Hauptband des verstorbenen Kaneko Jutok war Kousokuya, die einen einzigartigen Stil dekonstruierter Rockmusik spielte, der ebenso ätherisch wie rau war. Auf diesem Soloalbum spielt er Songs, die im Wesentlichen wie Solo-Folksongs klingen, aber von einer Stratocaster und einer Wand von Marshall-Verstärkern gespielt werden, mit Ausnahme einiger Songs, bei denen eine komplette Band im Crazy-Horse-Solomodus auftritt.
RedaktionBen Chasny: Paredes erweiterte den Klang des Fado in Portugal ähnlich wie John Fahey die Folkmusik in den USA. Er tourte auch mit dem brillanten Bassisten Charlie Haden. Dieses Album ist voller Melodien.
Redaktion Zur ReviewBen Chasny: Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich diese Platte in den letzten vier Jahren öfter gehört habe als jede andere.
RedaktionBen Chasny: Eine absolut mitreißende Platte. Macht Lust, Musik zu erforschen und zu spielen.
RedaktionBen Chasny: Eine der besten Platten, die der amerikanische Underground hervorgebracht hat. Niemand kann den Sun City Girls das Wasser reichen, wenn es darum geht, dass es wirklich egal ist, was andere denken.
Redaktion