Review Rock

Various Artists

Too Slow To Disco Vol.3

How Do You Are? • 2017

Ist das jetzt mit Soft Rock, Smooth Jazz und Silky Fusion so wie mit dem Klischee, dass junge Menschen eher nach links, ältere hingegen gern zum Konservativen tendieren? Dazu müsste man ein bisschen Hörersoziologie bei der »Too Slow to Disco«-Reihe betreiben, insbesondere was die Geburtenjahrgänge angeht. Aber vielleicht ist es einfach so, dass der große Reiz dieser Serie genau im leicht Verbotenen daran besteht. Subversiv geht zwar immer noch ein bisschen anders, man könnte die Angelegenheit aber als Toleranz in action verstehen: Mit dieser Musik lässt sich bestens polarisieren. Bekenner müssen die eventuelle Ablehnung als gediegener Sack auf eigenes Risiko in Kauf nehmen. Und selbst dazu stehen. Doch abgesehen davon, dass bei der vorliegenden Ausgabe handwerklich erneut alles stimmt – nicht wenige der vertretenen Künstler sind, wie Lee Ritenour oder Larry Carlton, altgediente Sessionmusiker –, haben diese hyperpolierten Oberflächen in ihrer kalorienarmen Süße auch etwas Verführerisches – mögliche Rückschlüsse auf die libidinöse Ökonomie der Befürworter müssen diese dann halt ebenfalls ertragen. Wer überproduzierte Liedkunst so gar nicht mag, wird hier gleichwohl nicht glücklich werden. Egal, Rechtfertigung hin oder her, gegen die ausgedehnte Stunde Sommerbrise lässt sich wieder mal nichts einwenden. Die heiße Jahreszeit ist schließlich kurz genug. Und um die letzten Zweifler zu bekehren: Die Hardcore-Kiffer Grateful Dead sind mit ihrer aus dem Vollbart geschüttelten Country-Disco-Nummer »Shakedown Street« dabei.