Review Folk

Scott Matthew

Gallantry’s Favorite Son

Glitterhouse • 2011

Das Booklet des neuen Albums zeigt Scott Matthew als großgewachsenen, kräftigen Mann, dessen Bart so prägnant ist, dass man zunächst nicht viel mehr wahrnimmt. Sein Gesicht dahinter ist blass, sein Blick nach innen gewandt. Bei einer Wahl zum traurigen Gitarrenboy 2011 müsste er so wohl nur William Fitzsimmons fürchten. Man sollte sich von diesem Auftreten allerdings nicht zu sehr abschrecken lassen, denn auf Gallantry’s Favorite Son geht es nicht ausschließlich schwermütig zu. Da wird in Felicity fröhlich der Geburtstag einer Freundin gefeiert, über das Älterwerden sinniert und gutgelaunt vor sich hingepfiffen oder im letzten Song, No Place Called Hell, mehrstimmig und mit Ukulele gegen Verblendung und Aberglaube angesungen. Und wenn dann doch die persönlichen Ängste zum Thema gemacht werden, dann klingt das nicht nach Selbstmitleid, sondern wie in Sinking ehrlich und poetisch. Wie auch auf seinen beiden vorherigen Alben sind die Songs minimalistische Gebilde, die hauptsächlich von Matthews Stimme und seiner Gitarre getragen und nur zeitweise von Piano, Geige oder Cello begleitet werden. Manchmal wünscht man sich dann doch etwas mehr Variation und überlegt, ob man nicht kurz wieder in das neue Album von Bon Iver reinhören möchte. Gerecht wäre das aber sicher nicht, denn auch Gallantry’s Favorite Son hat seine ganz eigenen Momente und wirkt länger nach, als man zunächst erwartet.