Der umtriebige Vollbartträger aus Baltimore legt mit »Gliss Riffer« nach den eher pompös orchestralen Vorgängern »Bromst« und vor allem »America« eine Art Rückbesinnung auf seine limitierteren Anfänge vor. Obwohl sich das Klangbild im Allgemeinen dadurch nur wenig geändert hat, bestehen die neuen Tracks aus nahezu rein elektronischen Klängen, die bereits treffend als Glitch-Pop bezeichnet wurden und den unerfahrenen Hörer schonmal leicht überfordern. Zappelig hyperaktive Beats bilden den ekstatischen Grundtenor, über die dann fast psychedelische Elektroklangteppiche gelegt werden. Genauso knallbunt und überdreht wie eh und je, dazu noch eine Spur poppiger klingt das Ganze. Die Rückkehr zu einer schlichteren Arbeitsweise lässt sich sowohl als Reaktion auf die zuletzt sehr aufwendige Live-Umsetzung der pompöseren Werke, die sich langsam zum Mammutprojekt auswuchs (komplett mit 20-köpfigem Ensemble auf Tour, unterwegs zwischen Techno-Clubs und Carnegie Hall), als auch als Zeichen für Deacons gewachsenes Selbstvertrauen lesen. Als weiterer Anhaltspunkt für Zweiteres singt er auf den neuen Stücken noch häufiger – wenn auch meist effekt-beladen, so doch in allen Lagen (in »Feel The Lightning« sogar niedlich mädchenhaft). Und mit den beiden längeren Abschlusstracks knüpft er am Ende doch wieder an minimalistische Klassik-Experimente eines Steve Reich an. Alles drin, alle glücklich.
Gliss Riffer