Schon wieder 15 Jahre her, dass Colin de la Plante »As High as the Sky«, sein Debütalbum als The Mole, herausbrachte. Damals lebte er noch in Montréal und arbeitete bevorzugt mit Disco-Beats als Basis für seinen samplestarken House-Sound. Inzwischen ist er nach Berlin gezogen, auf Samples greift er weiter gern zurück, doch die Beats haben sich etwas verändert. Heute geht es ihm mehr um Breakbeats im Hip Hop-Sinne. Stilistisch ist er durchaus offen, auch wenn sein Stück »Break for Ma« ganz nach einer Hommage an den Nightmares on Wax-Klassiker »Smokers Delight« klingt. Auffällig ist auf »The River Widens« zudem die Menge an Tracks. Mit 21 Titeln auf knapp einer Stunde hat er sich diesmal bei den einzelnen Stücken so kurz gefasst wie noch nie. Vieles hat etwas Skizzenhaftes, hier eine Soundscape, über der der vor fünf Jahren verschiedene Dubmeister Lee »Scratch« Perry zu Ganja monologisiert, dort ein Break-Jazz-Reggae-Jam. Abstrakt gehaltene Zwischenspiele sind reichlich darunter. Die Stücke mutieren selbst bei kurzen Dauern merklich, fallen in sich zusammen oder verschwinden einfach, um der nächsten Nummer Platz zu machen. Das Verhältnis zum Tanzen hat sich ja ohnehin geändert, da erscheinen die vielen assoziativen Samplecollagen weniger wie Füllmaterial als wie Reflexionen zu Fragen jenseits der Tanzfläche, was in der Auswahl der Samples deutlich wird, in denen es mitunter um den relativen Warencharakter von Büchern oder den Charakter von Kunst geht. Das alles am Rand, The Mole erschlägt einen nicht mit Statements. Er gibt lediglich Anregungen, bei der einen oder anderen Frage selbst loszudenken. Und wenn er sich dann auf den Groove konzentriert, ist die Freude groß. Ein Plädoyer für die durchzuhörende Platte und als das ein echter Wurf
The River Widens