Vergangenen Freitag lud die Veranstaltungsreihe »Leisure System« zum großen Jubiläum im Berghain, das diesmal von Dubstep-, Drum & Bass- und Jungle-Heads geentert wurde. Vor drei Jahren entschieden sich Michail Stangl (aka Area Boy), Sam Barker (aka Voltek) und Ned Beckett (aka DJ N>E>D), die Köpfe hinter Leisure System, den in der Hauptstadt vorherrschenden 4/4-Takt durch wummernde Bässe und knallige Beats im Halftime-Modus zu durchbrechen. Mit großem Erfolg, wie sich bald zeigte: Bei vergangenen Partys hat man schon Warp-Frickler Chris Clark, Night Slugs-Betreiber Bok Bok oder die 80s-Breakbeat-Ikone Egyptian Lover begrüßen dürfen. Zum Geburtstag, der inzwischen 13. Ausgabe der Party, wollte man dementsprechend nicht kleckern, sondern richtig klotzen. Mit gleich mehreren Headlinern hatte man als Gast die Qual der Wahl, zumal an diesem Abend erstmals bei einer Leisure System auch die Panorama Bar geöffnet wurde: ob nun Lando Kal, Jackmaster, Objekt, die UK-Legenden 808 State und 2 Bad Mice, oder Blawan – die Auswahl war gigantisch.
Doch die größte Aufmerksamkeit am Freitagabend lag bei Warps derzeitigem Zugpferd #1, Africa Hitech: Mark Pritchard und Steve Spacek, beides Urgesteine britischer Bassmusik, hatten sich für Freitagabend zum Ziel gesetzt, Gemäuer wie auch Publikum kräftig durchzuschütteln. Ein gegensätzliches Paar, das sich allerdings immer perfekt ergänzte: der maschineske Pritchard lieferte hochkonzentriert das Bass-Fundament, stets mit einem Auge auf Decks und Computer, und Spacek gab die Rampensau, die nicht nur das Mic nutzte, um das Publikum anzufeuern, sondern seiner Stimme auch ungewöhnlich zarte Gesangsmelodien entlockte, die bei den Dimensionen des Klubs selbst epische Ausmaße annahmen. Bei einer unglaublichen hohen Geschwindigkeit von geschätzt 160 BPM im Durchschnitt war das Publikum gleich zu Beginn Feuer und Flamme mit dem Duo aus UK und gab zu immer wieder changierenden Rhythmen Vollgas. Africa Hitech wechselten während ihres Live-Sets fast unmerklich auch zwischen der Performance eigener Tracks und DJing ab, wodurch sich ihr Auftritt äußerst homogen und zu keinem Zeitpunkt langweilig gestaltete. Verständlich auch, dass sie die große Bandbreite ihres Albums 93 Million Miles – das sich nicht nur durch viel Bass, sondern auch durch Ambient-, Jazz- und traditionelle afrikanische Musikeinflüsse auszeichnet – gar nicht erst abzudecken versuchten, schließlich war man gekommen, um einen rauschenden Geburtstag zu feiern.