Wenn sich zwei Ex-Punkrocker aus Leipzig als Vorband von We Have Band auf der Bühne im Berghain wieder finden, muss eine ernsthafte Dekonstruktion stattgefunden haben. Der gesamte Ansatz der Konzeptband Deko Deko ist Dekonstruktion. Deko Deko steht für Dekorative Dekonstruktion – für die Schönheit und Produktivität der Demontage. 10 Jahre des gemeinsamen Musikmachens, geben Lena Seik und Tristan Schulze die künstlerische Kompatibilität für dieses Auseinandernehmen und Wiederzusammenzusetzen.
»Unser Wechsel vom Punkrock zu elektronischer Musik passierte einfach irgendwann. Mit Deko Deko wollten wir konzeptuellere Geschichten machen. Das Konzept hatten wir von Tag eins an«, erklärt Tristan. Als eine sehr visuelle Band haben die beiden auch ein sehr visuelles Konzept um das »Deko Deko-Prinzip« – wie sie es nennen: »Wenn du eine Platte mit schöner Musik hast, du sie fallen lässt und sie in einhundert Teile zerbricht, du diese Teile nimmst und sie wieder zusammensetzt, um etwas neues zu schaffen – dann hast du das Prinzip. Es geht immer um Dekonstruktion und Konstruktion.« Deko Deko verwischt die Grenzen zwischen der Wave-Musik der 1980er Jahre und Gothik-Pop. Die Synthesizer können sowohl brutal wie auch ruhig sein. Lenas Stimme bewegt sich zwischen Eiseskälte, die lyrische Harmonien zerstört und gemütlicher Wärme, die in einem eisigen Arrangement keinen Sinn macht. »Wir machen keine typischen Popsongs, aber unsere Musik hat ein Pop-Element.«
Deko Deko bildete sich im Jahre 2011, obgleich Tristan schon seit einer ziemlich langen Zeit elektronische Musik machte. »Wir hatten immer viele verschiedene Projekte nebenher und immer mindestens eines, das wir zusammen gemacht haben. Wir experimentierten mit vielen verschiedenen Stilen und unsere letzte Zusammenarbeit beinhaltete zahlreiche elektronische Einflüsse«, erklärt Lena.
Die zwei produzierten das Album selbst, das beim Leipziger Musik- und Kunstlabel Ortloff veröffentlicht wurde. Es ist ein kleines Label, das kreatives Potential vereint und als Gemeinschaft von Künstlern und Musikern funktioniert. Es läuft vieles parallel ab, Projekte und Leute vermischen sich und das passt perfekt zum »Deko Deko-Prinzip«. »Es ist anorganisch, aber zu gleicher Zeit existiert eine ausgleichende Kraft«, erklärt Tristan.»Wenn du eine Platte mit schöner Musik hast, du sie fallen lässt und sie in einhundert Teile zerbricht, du diese Teile nimmst und sie wieder zusammensetzt, um etwas neues zu schaffen – dann hast du das Prinzip. Es geht immer um Dekonstruktion und Konstruktion.«
Da Lena und Tristan bereits so vertraut miteinander waren und sich nun ein Konzept auferlegt haben, war der Entwicklungsprozess von Anfang an klar. »Wir diskutieren und reflektieren permanent, aber gleichzeitig erlauben wir uns auch einfach abzuschweifen.« Ein Liebeslied, das gefühlvoll und leise beginnt, kann brutal und hart werden. Die zwei haben keine Scheu davor, zuzulassen dass sich ein Song in eine komplett andere Richtung entwickelt, auch dann nicht wenn der Text eine ganz bestimmte Stimmung vorgibt. »Es gibt Unstimmigkeiten in unseren Songs, die nicht da sein sollten. Um ehrlich zu sein, wir experimentieren immer noch, wenn wir unsere Lieder schreiben«, sagt Tristan. Im Studio kümmert er sich um die Songstrukturen und Lena fügt den Text hinzu. »Ich spiele mit dem Text, schaue wo er passt und dann geht es zwischen uns hin und her«, sagt sie. Noch bevor die Songs fertig sind, wird überprüft, ob sie auch live spielbar sind. Wie wird der Song auf der Bühne funktionieren? Ist er zu kompliziert oder zu leicht zu durchschauen? Klingt er zu sehr nach etwas anderen? Macht er nicht. Nachdem die beiden fertig sind mit dem Auseinandernehmen und Wiederzusammensetzen, verschwindet jeder Verweis, der vielleicht einst vorhanden war.