Für Chris Clark war dieser Schritt sicherlich genauso unsicher wie herausfordernd. Weg vom vollständig Elektronischen. Weg vom Brachialen. Weg vom Chaos. Hin zum Akustischen, dem Behutsamen und letztlich dem geordneten Songwriting. »Iradelphic« zeigt den Warp-Liebling an seiner akustischen Gitarre und auf zwei Stücken sogar hinter dem Mikrofon. Die Beats bleiben verhalten. Viele Melodien verstreuen sich im Raum. Und als vokalistische Feinheit holte sich der Engländer die ungekrönte TripHop-Königin Martina Topley-Bird ins Haus. Hangelt man sich an der musikalischen Historie Clarks entlang, ist sein sechstes Album ein Meilenstein. Er wagt den völligen Umbruch und begibt sich in die professionellen Strukturen des klassischen Komponierens und Schreibens, in wohl überlegte Melodieentwicklung. Lässt man »Iradelphic« für sich allein stehen, ist es eine Sammlung kleiner Skizzen, die nie ganz zu Ende gedacht wurden. Neun der zwölf Stücke sind unter vier Minuten lang. In allen Stücken kreist Clark meist um ein Grundthema, das Ausformulierung und Entwicklung fordert und letzten Endes nicht erhält. »Iradelphic« haftet etwas Unfertiges an. Als hätte Clark eine Idee vom Songwriting gehabt, kam aber über eine bestimmte Stelle (noch) nicht hinaus. Und genau an dieser Stelle wird im Normalfall das Feuer entfacht.
Iradelphic