Review Rock

The Honeymoon Killers

Les Tueuers de la Lune de Miel

Crammed Discs • 2016

Kaum waren die »No Future«-Graffiti getrocknet, machten sich überall in der Welt junge Bands daran, die Zukunft neu zu erfinden. In Manchester, in London, in Düsseldorf, Berlin und Hamburg – aber auch Belgien. Gegründet wurden The Honeymoon Killers schon zwei Jahre vor dem Ausbruch von Punk, ihre Debüt-LP »Special Manubre« jedoch erschien auf dem Scheitelpunkt der kurzlebigen Bewegung im Jahr 1977. Das nun von Crammed Discs neu aufgelegte Album »Les Tueuers de la Lune de Miel« aus dem Jahr 1982 fasste eindeutig die »Histoire À Suivre«, die folgende Geschichte, ins Auge. Das ursprünglich nur auf der »Subtitled Remixed«-EP enthaltene »A Deep Space Romance« ist mehr ein mit Rockmusik unterlegtes Hörspiel, als dass es sich dabei um einen Song handelt – um die Scherereien und Liebeleien einer Astronautencrew mit ihrem Bordcomputer geht es, »2001 – A Space Odyssey« lässt grüßen. Die Zukunft, die The Honeymoon Killers allerdings auf dieser 32 Jahre alten Platte besungen haben, sie gehört schon längst wieder zur Vergangenheit. Die Band wird ins Reissue-Spielchen eingereiht, das uns zuletzt an die fantastischen Family Fodder erinnert hat und die Diskografie von This Heat – beides verwandte, wenngleich aus England stammende Bands – wieder erhältlich machte. Gegen die verblasst »Les Tueurs de la Lune de Miel« in Hinsicht auf Destruktionslust bei gleichzeitiger Poppigkeit. Der kuriose Charme der Honigmondmordenden liegt in ihrer Spielfreude, die zeitweise jazzige Ausbrüche erlebt und an ein anderes belgisches Projekt erinnert: The Ex. Dass die stilistischen Ausflüge in Richtung Reggae oder die schmerzhaften Vocoder-Experimente dagegen eher pflichtschuldig wirken, darüber lässt sich zwar hinwegsehen. Zu mehr als einer Handvoll Mini-Hits mit dem standardmäßigen Bonusmaterial in Form der EP und Live-Aufnahmen reicht es aber nicht unbedingt. Die Zukunft wurde damals schon radikaler gedacht und sieht heute viel greller aus als die Wiederauflage eine durchgehend unterhaltsame, nicht aber revolutionäre Post-Punk-Platte.