Stell dir vor, du bist seit Jahrzehnten Metalhead in Vollzeit und dir fällt nichts Besseres ein, als dein neues Album »Life Metal« zu nennen. Okay, okay: Andererseits erwartet auch niemand sonderlich viel Kreativität von Sunn O))). Es reicht schließlich, wenn die es schaffen, drei Akkorde über 40 Minuten zu halten und einigermaßen zeitgetaktet zwischen ihnen zu wechseln. Drone/Doom ist vielleicht der Punk des neuen Jahrtausends, der große Fickfinger gegen die stetige Beschleunigung der Welt. Jedenfalls: Es gibt Hoffnung nach der großen Lebensbejahung. Denn mit »Pyroclasts« legen Stephen O’Malley und Greg Anderson ziemlich genau ein halbes Jahr nach ihrem halbgaren Comeback – vier Jahre lag das letzte offizielle Studioalbum »Kannon« zurück – die bessere Platte nach. »Pyroclasts« hat auch einen peinlichen Titel (»Feuerstürmer«) und kaum mehr Akkordwechsel als der Vorgänger, dafür aber einfach den geileren Sound. Wo »Life Metal« noch dezidiert versuchte, durch viel Steve-Albini-gesteuerte Studio-Magic mehr Farbe ins ansonsten monochrome Sunn O)))-Klangbild zu integrieren, gelingt das auf »Pyroclasts« mit einer Leichtigkeit, die nun wirklich nie zuvor im Sunn O)))-Katalog zu hören war. Das mag an der Entstehung liegen – »Pyroclasts« versammelt vier Stücke, die um die »Life Metal«-Aufnahmen herum als Morgen- oder Abendimprovisationen mit dem erweiterten Umfeld von Sunn O))) aufgenommen wurden – oder einfach daran, dass kein Masterplan dahintersteht. »Pyroclasts« ist roh, aber der Sound schwebt mit unfertiger Eleganz. Wo sich die Stücke von »Life Metal« auch gerne mal auf 25 Minuten ausbreiteten, herrscht hier die entgrenzte Konzentration mit elf Minutne Maximallänge vor. Anders gesagt: Stell dir vor, du bist seit Jahrzehnten Metalhead in Vollzeit und deine Proberaumjams stechen dein tonnenschweres Konzeptalbum aus. Das ist »Pyroclasts«.
Pyroclasts